Quo vadis, Lexmark Software Group?

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Im Hause Lexmark kehrt keine Ruhe ein. Nach der jahrelangen Einkaufstour unter den ECM-Herstellern folgte im Juli 2016 die Übernahme des Druckerspezialisten durch ein Investorenkonsortium aus Apex Technology, PAG Asia Capital und Legend Capital Management. Was bedeutet das für die Lexmark Software Group?

 

Wenig überraschend wurde der bis dahin schon (gefühlt) unstete Kurs von Lexmark dadurch nicht gerade stabilisiert. Zur Unsicherheit über die strategische Ausrichtung gesellte sich Unbehagen über die chinesische Herkunft der neuen Hausherren und deren Intentionen bezüglich der einzelnen Unternehmensteile. Alsbald zirkulierten allerlei Gerüchte über massiven Stellenabbau und den Abzug von Know-how in Richtung China. Unter diesem Eindruck wurden für das zweite Quartal 2016 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erneut Umsatzeinbußen von $35,7 Millionen verzeichnet. Die Enterprise Service Sparte glänzte allerdings zeitgleich mit einem Plus von 18 Prozent auf $165 Millionen. Im dritten Quartal rettete sich Lexmark in ein hauchdünnes Plus. Der starke Sprung der Enterprise Solution wiederholte sich nicht, aber zeigte mit fünf Prozent Plus zum Vorjahr weiter einen Aufwärtstrend an.

Seit Abschluss der Übernahme am 29.11.2016 wird „Lexmark International“ nicht mehr aktiv an der Börse gehandelt. Laut einem ersten Statement Anfang Dezember wird seitens Apex nicht weniger als die globale Marktführerposition angestrebt. Wie genau die Unternehmen miteinander verzahnt werden, blieb zunächst nebulös. Wenig später hieß es, dass der Fokus von Lexmark künftig auf dem high-end Markt liegen soll, während die übrigen Segmente durch den chinesischen Druckerhersteller Pantum International abgedeckt werde. Wie sich das auf die US-amerikanische Fertigung sowie Entwicklung auswirkt, ist eine spannende Frage.

Cleverer Schachzug oder verschenktes Potenzial?

Theoretisch könnte Apex-Lexmark nun in beiden Welten punkten – das asiatische Druckgeschäft ist sehr vielversprechend, während die technologischen Trends in Amerika und Europa großes Potenzial bereithalten. Die Enterprise Software Group soll nach der vollendeten Übernahme abgespalten werden und künftig unter dem bekannten Namen Kofax laufen. Dementsprechend hat das Management von Kofax die Führungsrolle übernommen und richtet das Produktportfolio neu aus. Apex ist jedoch weiterhin auf der Suche nach Interessenten für seine Software-Sparte.

Insgesamt ist Lexmark als Anbieter für ECM-Lösungen am DACH-Markt nur schwach vertreten. Die jüngsten Entwicklungen im Januar 2017 deuten darauf hin, dass weiterhin viele Veränderungen anstehen, welche Lexmarks Position auf absehbare Zeit nicht verbessern werden. So wurden zu Beginn des Jahres zehn Prozent der Mitarbeiter aus der Enterprise Sparte aus Rentabilitäts­gründen entlassen. Betroffen waren 320 Mitarbeiter der früheren Perceptive Software am Standort Lenexa, Kansas. Die frühere ReadSoft ist weitgehend in der Lexmark Software Group aufgegangen, die Kapazitäten zur Weiterentwicklung der xbound-Plattorm wurden stark reduziert und nach Osteuropa verlagert. Und auch bei SAPERION gehen diesbezüglich langsam aber sicher die Lichter aus. Allein Kofax besitzt noch ein nennenswertes Standing und größere Präsenz am DACH-Markt. Ob und wie sich in diesem Kontext weiterführende Serviceangebote bzw. elegante Lösungsalternativen für Bestandskunden ergeben, bleibt abzuwarten. Für die betroffenen Kunden könnten in absehbarer Zukunft Migrationsprojekte erforderlich werden.

Über den aktuellen Status der angekündigten Abspaltung finden sich allerdings keine offiziellen Informationen. Die oben umrissene Situation scheint den strategischen Kurs aber zu belegen. Dabei war Lexmark in die entgegengesetzte Richtung unterwegs – weg vom klassischen Hardware-Geschäft am Druckermarkt, hin zu einer stärkeren Software-Orientierung. Warum das Käuferkonsortium Lexmark erst aufkauft und nun ausgerechnet den progressiven Teil abstoßen will, lässt sich vor diesem Hintergrund nur unbefriedigend erklären. Das Druckgeschäft im asiatischen Raum ist zwar groß, wird aber auch nicht ewig der fortschreitenden Digitalisierung standhalten.

Kunden der Enterprise Software Lösungen und Marktbegleiter sollten die Entwicklung auf jeden Fall aufmerksam verfolgen.

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